Der Begriff „Mantrailing“ stammt aus dem Englischen und hat seinen Ursprung in den Wörtern „man“ und „trail“. Wenn wir also von „Mantrailen“ sprechen, geht es immer darum, dass der Hund mit Hilfe des Individualgeruchs des verlorenen Lebewesens („man“), über dessen Spur („trail“) das Lebewesen wiederfindet. Dies können Hunde aufgrund ihres einzigartigen Geruchssinns sehr genau. Mantrailen ist eine von mehreren Sparten in der Vermisstensuche.
Seit Beginn der Haltung von Hunden nutzen die Menschen deren besonderen Geruchssinn für sich. In der frühen Zeit war dies vor allem zum Aufspüren von Tieren zur Nahrungsbeschaffung. Auch dabei wurde schon der individuelle Geruch bzw. der Weg der Tiere verfolgt. Erste Aufzeichnungen von Personensuchhunden fand man im alten Ägypten, wo Hunde zum Verfolgen entlaufener Sklaven eingesetzt wurden. Dies fand auch im „Wilden Westen“ seinen Nutzen. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert wurden sogenannte „slave-tracker“, vor allem Bloodhounds zur Sklavenjagd in den USA verwendet. Auch in Europa wurden Mantrailer zum Auffinden von Verbrechern immer wieder mobilisiert.
Heutzutage wird Mantrailen nicht nur in den Einsatzorganisationen für die Vermisstensuche, sondern auch in der Tiersuche und im privaten Bereich vielfältig genutzt.
Im Einsatzbereich ist das Mantrailen bei mehreren Einsatzeinheiten gefragt. Die Vermisstensuche wird sowohl in Rettungshundevereinen als auch bei der Polizei und in der Kriminologie ausgeführt. In der Forensik wird das Trailen zum Beispiel für die Rückverfolgung von Tathergängen und Fluchtwegen verwendet. In allen Bereichen gibt es unterschiedliche Ansätze was gesucht wird. So können neben lebenden Personen und Gegenständen ebenfalls Tiere gesucht werden.
In der Tiersuche findet Mantrailen Verwendung, um vermisste Tiere, z.B. Hunde und Katzen, wieder aufzuspüren, bzw. deren gelaufenen Weg und das Areal, in dem sie sich befinden können, einzugrenzen.
Auch im Freizeitbereich findet das Mantrailen mittlerweile immer mehr Beliebtheit. So kann man es auf dem sportlichen Weg erlernen, um an Wettkämpfen teilzunehmen, oder auch nur zum Spaß, um ein gemeinsames Hobby mit seinem liebsten Vierbeiner auszuführen oder jagdlichen Rassen eine Alternative für ihre Bedürfnisse zu geben. Besonders hervorzuheben ist, dass sich das Mantrailen auch positiv auf Hunde mit Umwelt oder Kontaktproblemen mit Menschen oder Artgenossen, sowie ängstliche und reaktive Hunde auswirken kann. So stärkt es das Selbstbewusstsein der Hund-Mensch-Teams und hilft dem Hund gefürchtete Situationen besser zu verarbeiten.
Nahezu jede Hunderasse und jedes Alter ist für das Mantrailen geeignet, jedoch muss der Hund natürlich körperlich gesund sein. Da man mittels einer 7-10 m langen Leine mit seinem Hund verbunden ist, muss auch der Mensch dementsprechend gehfreudig sein. Man erlernt die gebrauchten Techniken in Gruppen, die Teamfähigkeiten spielt dadurch ebenfalls eine große Rolle. Da mit den Hunden auch einzeln gearbeitet werden kann, können auch mit Artgenossen unverträgliche Hunde gut eingesetzt werden. Sollte man sich für die Einsatztauglichkeit interessieren, kommen zum regelmäßigen Training zusätzlich Fort- und Weiterbildungen für den Menschen dazu wie zum Beispiel: Erste Hilfe Mensch und Hund, Einsatztaktik etc.
Hunde sind von Natur aus – anders als wir Menschen – sehr nasenveranlagte Tiere. Wir Menschen verlassen uns auf unsere Augen und Ohren, wohingegen unser Vierbeiner gerne sehr tief in die olfaktorische Welt eintauchen, die uns in diesem Umfang völlig verborgen bleibt. Im Grunde nehmen sie vordergründig ihre ganze Umgebung über ihren Geruchssinn wahr. Sie nutzen ihn zum Erkennen von Freund und Feind oder läufiger Hündinnen, zur Nahrungsbeschaffung und auch zur Kommunikation untereinander.
So wie jeder Mensch anders ist, hat natürlich auch jeder Hund seine individuellen Vorlieben. Aber wer kennt das nicht, dass der Hund bei der Gassirunde sehr genau inspiziert, wer heute alles auf den Laternenmasten gepinkelt hat. Oder der eine oder andere Vertreter die Entenfamilie schon entdeckt hat, bevor sie vor den Sträuchern sichtbar ist. Und selbst der heimlichste Versuch, sich ein Käsebrot zu machen, lockt den grade noch friedlich schlafenden Hund in die Küche.
Mit diesen natürlichen Veranlagungen müssten wir uns eigentlich fragen: Warum sollte der Hund nicht suchen?
Laut Definition ist ein Geruch eine von dem jeweiligen Riechorgan aufgenommene und interpretierte Ausdünstungen aus der Luft. Die sogenannten Riechstoffe sind nahezu ausschließlich Moleküle, deren molekulare Struktur spezifische Eigenschaften enthält, die eine Reaktion in den Riechrezeptoren der Hunde auslöst. In ihrer Nasenschleimhaut sind bis zu 220 Millionen Riechzellen angelegt, je nach Rasse mehr oder weniger, jedoch um ein Vielfaches mehr als beim Menschen.
Beim Suchen von Personen oder Tieren geht es darum, die individuellen Ausdünstungen zu erkennen und im weiteren Verlauf zu verfolgen. Die Riechstoffe haben jeweils ein individuelles Gewicht, dass sich je nach Wetter und Witterung unterschiedlich in der Luft verhält und so für den Hund unterschiedlich zu erschnüffeln ist.
Dementsprechend gibt es Vieles was den Trail – also die Geruchsspur – beeinflusst. So sind der Ort mit dem jeweiligen Untergrund, die Zeit (Jahreszeit, Tageszeit) und das Wetter samt Witterung, ausschlaggebend für die jeweilige Taktik der Suche. In Gebäuden riecht für den Hund alles noch einmal anders als draußen, in Wald und Wiesengebieten anders als in der Steppe.
Zusätzlich kommen Faktoren hinzu, die dem Hund das Verfolgen des Individuums erschweren können. Je länger ein Trail, desto anstrengender ist es für den Trailer. Auch alte Spuren werden den Weg immer wieder kreuzen und müssen ausgeschlossen werden, da der aktuellste der „richtige“ Weg ist. Dies wird nicht einfacher, je länger das Individuum vermisst ist. Kommt der suchende Hund dem Gesuchten näher, können Stresshormone, aber auch Verwirbelungen oder große offene Flächen die Identifizierung verkomplizieren.
Daraus können wir schlussfolgern, dass das Mantrailen gerade im Einsatzbereich eine Hochleistungsaufgabe für die Hunde ist. Gerade im Echteinsatz müssen die Hunde daher auf viele unterschiedliche Schwierigkeiten und Szenarien vorbereitet werden.